Digital Detox – Trend oder Notwendigkeit?
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Digital Detox – Trend oder Notwendigkeit?

Digital Detox - was ist das und warum ist das Internet voll damit? Die wichtigsten Eckpunkte und Tipps für deine digitale Auszeit. 

„Liebe Leute, ich mache die nächsten Tage einen Digital Detox. Keine Mails, kein Whatsapp/Telegram und kein Social Media.  Ich bin mal offline und mache Urlaub! Bis dann.“ 

So in der Art lese ich das immer wieder in meinem Feed bei den unterschiedlichen Social-Media-Plattformen. Zugegeben hab ich das auch schon öfters in dieser Art angekündigt. Ist schon paradox, dass wir einen digitalen Detox digital ankündigen müssen. 

Früher haben wir einfach den Fernseher ausgeschaltet, sind nicht mehr ans Festnetztelefon gegangen oder haben es gleich ausgesteckt. BÄMM! Schon waren wir im Digital Detox. 

Inzwischen ist Planung alles – wo und in welcher Form passt ein digitaler Detox in unserem meist fordernden Alltag überhaupt rein? 

Klar am besten im Urlaub, da das Checken der Mails dort ja sowieso ausfällt…oder?? 😉 

Dann schau ich natürlich immer, was sonst noch so ansteht, damit ich keine Geburtstage und wichtige Nachrichten von Freunden und Bekannten vergesse und diese enttäuscht sein könnten. Klar beruflich tüte ich auch alles ein, damit nicht irgendwas an mir vorbei geht. Dann werden erstmal Abwesenheitsbenachrichtigungen bei den E-Mails eingestellt. Alle Freunde werden am besten noch einmal kontaktiert und es wird mit einem schicken Bild überall noch schnell eine Ankündigung zum Digital Detox gepostet. 

Sind wir ehrlich – nach dieser Vorarbeit hab ich mir meine digitale Auszeit aber redlich verdient. 

Digital Detox – entspannst du noch oder bist du schon hip?

Einerseits steigt das Bedürfnis, wieder mehr analog – also in der realen Welt ohne digitale Medien –  unterwegs zu sein, sich selbst wieder mehr zu spüren und entspannen zu können. Andererseits ist es auch eine Art Trend geworden. Digital Detox gehört neben dem Grünkohl-Smoothie, dem Matcha-Chai-Latte und dem Coworkingspace im Café inzwischen irgendwie dazu. 

Vom normalen Bedürfnis nach Rückzug zum Pflichtprogramm für jeden, der zeitgemäß sein möchte. 

Haben wir etwa wieder einen neuen Weg gefunden aus einem Entspannungsprogramm den nächsten Punkt auf unserer ToDo-Liste zu machen? 😉 

Aber was ist ein digitaler Detox denn jetzt überhaupt? 

Da gibt es unterschiedliche Formen und Herangehensweisen: 

  • Manche verzichten für eine gewisse Zeit komplett auf alles Digitale – einen Tag, eine Woche oder einen Monat. Das heißt kein Fernseher, E-Mails, Social Media, generelles Internetsurfen und Messenger Dienste. Quasi für eine Zeit lang den Stecker ziehen. 
  • Andere wollen hauptsächlich eine Auszeit von Social Media und privaten E-Mails haben. Denn im beruflichen Kontext ist das Internet natürlich überhaupt nicht mehr wegzudenken. Daher verbinden viele auch die digitale Auszeit mit ihrem Urlaub. 
  • Für manche ist Zeitmanagement eine Lösung – es wird ein Zeitraum festgelegt,  indem Mails und Nachrichten bearbeitet werden. 

Digital Detox hat viele Facetten und kann komplett individuell gestaltet werden. Gemeinsam haben die Herangehensweisen, dass entschleunigt wird und wieder mehr im Hier und Jetzt gelebt wird. 

Stecker ziehen, mehr im Hier und Jetzt leben – alles easy, oder?

Die ersten Probleme zeigen sich häufig innerhalb der ersten Stunde. 

Wir sind plötzlich nervöser als sonst, greifen immer wieder zum Handy und versuchen uns abzulenken. Ist wohl doch nicht so easy wie anfangs gedacht.

Der Körper reagiert mit Entzugserscheinungen. Quasi wie bei einer Sucht. 

Denn genau das ist es nämlich auch. 

  • Ständige Erreichbarkeit, 
  • ständiges Mails und Nachrichten checken, 
  • ständig auf Social Media präsent sein, 
  • ständig am Handy und am Computer sein 

führt zu einem Suchtverhalten. Durch das ständige Klicken – und damit verbunden – das Erleben von neuen Reizen und damit quasi Belohnungen haben wir uns selbst zu einem Pawlowschen Hund trainiert. 

Experten von verschiedensten Verbänden für mentale Gesundheit schlagen schon länger Alarm.

Sowohl Jugendliche als auch Erwachsene verfallen durch die digitalen Medien immer öfter in eine Internetsucht. Daraus ergeben sich oft auch noch weitere Süchte wie zum Beispiel eine Spiel- oder Kaufsucht. 

Zudem vergleichen wir uns ständig bewusst und unbewusst mit anderen. Das kann verunsichern und das eigene Selbstwertgefühl Stück für Stück sinken lassen. Damit werden anderen Krankheiten wie Burnout, Depressionen, Essstörungen und Folgen von Cybermobbing (Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von digitalen Medien) alle Türen geöffnet. 

Wie du siehst, macht ein Digital Detox durchaus Sinn und wird mehr und mehr zu ein absolutes Muss, um die eigene Gesundheit zu erhalten. 

Abschließend noch meine Tipps, wie du deine digitale Auszeit gestalten kannst:  

  • Nimm Hilfe in Anspruch – sei da nicht zu stolz dafür! Ein Freund, Coach (vielleicht ich 😉 ) oder Therapeut kann dir mit einem offenen Ohr, Tipps und Strategien zur Seite stehen. 
  •  Suche dir eine reizarme Zeit aus, sprich Wochenende oder Urlaub.
  •  Gib allen Bescheid, damit kein Suchtrupp nach dir losgeschickt wird. 
  • Notiere dir alle Geburtstage/Events/Termine in dem Zeitraum schriftlich, um nix zu vergessen oder zu versäumen. 
  • Mach dir eine Liste von (großen und kleinen) Ersatzhandlungen und Hobbies, die du schon immer mal verfolgen wolltest und du damit die Entzugserscheinungen mildern kannst. 

Achtung: Keine andere Sucht oder schädigendes Verhalten als Ersatzhandlung nehmen!

  • Mir hilft auch oft ein Beobachtungstagebuch zu führen und so in die Rolle des Forschers zu schlüpfen. 

Mögliche Fragen können sein: 

  • Wie geht es mir heute? 
  • Was macht die Auszeit mit mir? 
  • Was nehme ich in der realen Welt wahr? 
  • Was rieche/schmecke/taste/höre/sehe ich? 
  • Was gelingt schon gut? Wo ist noch Potenzial? 

  • Reflektiere dein Nutzungsverhalten und gestalte es in Zukunft nach deinen Wünschen. Mach dir einen Plan oder setze dir ein paar Eckpunkte für deinen zukünftigen Umgang mit der digitalen Welt. Somit kannst du eine für dich passende Balance zwischen dem Analogen und dem Digitalen aufbauen. 
  • Wichtigster Tipp: Sei sanftmütig und nachsichtig mit dir! Jedes Verlassen der Komfortzone und Umstellung von Gewohnheiten braucht Geduld und Sanftmut. Da gilt ganz klassisch: Der Weg ist das Ziel! 

So und mit diesen Tipps verabschiede ich mich in einen Digital Detox. Ich freue mich auf deine Kommentare/Anregungen/Mails und das eine oder andere Like bei den einschlägigen Social Media Plattformen. Allerdings lesen und antworten werde ich erst nach meiner digitalen Auszeit. Damit ziehe ich den Stecker und sage: Tschüss und bis bald! 🙂

Photo by Leone Venter on Unsplash

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